Ich frage mich das oft. Wer bestimmt, was schön ist? Warum sollen wir Frauen dünn und Männer durchtrainiert sein? Im Liegen sollte man den Hüftknochen sehen, Hosengröße 38 ist schon eher grenzwertig. Wenn ich in der Früh mein Instagram öffne, sehe ich all diese wunderschönen Frauen. Dünn, sportlich, gesund, glücklich. Und ich bekomme direkt schlechte Laune. Und einen unglaublichen Druck, sofort aus meinem Bett aufzuspringen, mir einen grünen Smoothie zum Frühstück zu machen und danach erstmal 50 Sit-ups.
Nachdem ich die letzten 4 Tagen mit hohem Fieber im Bett lag, habe ich ein paar Kilos abgenommen. Als meine Mama mich besuchte, wies sie mich darauf hin. Das Schlimme ist, dass wir uns darüber gefreut haben. Ich dachte mir: „Klasse, 2 Kilo weniger – durch’s Nichtstun“. Genau – denn ich hatte mir durch Krankheit diese 2 Kilo heruntergehungert. Und freute mich darüber. Meine Reaktion erschreckte mich ziemlich. Schon längere Zeit beschäftige ich mich trotzdem mit meinem Gewicht, da ich das letzte halbe Jahr von einer 34 zu einer 36 Jeans geworden bin. Was ja definitiv nichts verwerfliches ist. Aber trotzdem habe ich mir mit ein paar Freunden das Ziel gesetzt, abzunehmen. Nichts Süßes mehr, kein Junk Food, keine Kohlenhydrate, kein Alkohol, mehr Sport, Kalorien zählen. Man kann sich vorstellen, dass das alles andere als Spaß ist. Durchgezogen hat es natürlich keiner von uns. Ich frage mich jedoch, warum wir uns das antun? Klar, ein gesunder Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, damit man nicht krank wird und seinem Körper Gutes tun, fühlt sich ja nicht nur schlecht an. Aber irgendwann ist doch Schluss.
Wann kommt endlich der Punkt, wo wir Menschen verstehen, dass es nicht um das Äußere geht? Dass jeder von uns schön ist – auf seine ganz eigene Art und Weise. Ja, ich bin der Meinung, jeder Mensch hat etwas Schönes an sich, auch, wenn man es auf den ersten Blick nicht sofort erkennen will. Manchmal schlummert es in ihm. Ich habe es so satt, so oft auf mein Aussehen reduziert zu werden. Und noch schlimmer, mich manchmal selbst darauf zu reduzieren. Gerade in den letzten Woche, in denen es warm war und oft der Bikini ausgepackt wurde, habe ich gemerkt: Ich schäme mich. Ich fühle mich unwohl. Am See habe ich meinen Bauch eingezogen und war froh, als ich abends mein T-Shirt wieder anziehen konnte. Doch wieso? Weil eine digitale Welt mir vorlebt, wie ich auszusehen habe. Weil Blicke von anderen Frauen mir signalisieren, wie ich ankomme. Weil Sprüche von Männern hinter meinem Rücken mir zeigen, was sie von meinem Körper (und damit von mir als Person) halten. Ich bin der Meinung, dass nicht nur Instagram und Co. Schuld an dem unglaublichen Bodyshaming ist, das in unserer Gesellschaft herrscht. Viel mehr glaube ich, dass wir Menschen uns wahnsinnig leicht damit tun, über andere zu urteilen, damit wir uns nicht mit uns selbst beschäftigen müssen. Doch ich finde, damit sollten wir aufhören. Nicht jede Person gefällt uns. Weder vom Aussehen, noch vom Charakter. Doch das muss auch nicht so sein. Trotzdem können wir diese Person einfach sein lassen, wie sie ist und sie trotzdem genauso wertschätzen wie die Leute, die uns nahe stehen. Und ja. Vielleicht würden auch all die heruntergehungerten Instagram-Models gut daran tun, etwas mehr zu essen.
#mehrliebefürjeden
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