Was passiert eigentlich Anfang Oktober mit einem Münchner? Eine Geschichte auf wahrer Begebenheit…
So, die erste Woche nach der Wiesn ist angebrochen. Selbst, wenn ich bis dato nicht an eine „After-Wiesn-Depression“ geglaubt habe – sie ist real.
Zum ersten Mal habe ich dieses Jahr den Anstich im Schottenhammel mitgemacht. Das hieß für mich: Wecker klingelt um 5:30. Dirndl an und erstmal noch eine Breze und ein Radler zum sehr frühen Frühstück. Als ich das Haus verließ, habe ich mich kurz gefragt, was ich eigentlich hier tue. Dieses Gefühl hielt auch noch an, als sich Hunderte von Menschen mit mir durch den Eingang zwängten und wie Verrückte zu den Zelten rannten. Selbst, als ich im Schottenhammel saß, war mein Höhenflug noch nicht erreicht. Das „O zapft is!“ von Dieter Reiter half mir kurz, doch der erste Schluck vom Spatenbier brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen. Klar war, ich muss ins Hacker. Seit Jahren haben wir dort unseren Stammplatz, kennen die Bedienungen beim Namen. Als ich also um kurz nach 1 Uhr bei Thomas das erste Hackerbier kaufte, da hatte ich es. Dieses Gefühl. Meine Emotionen überschlugen sich kurz vor Glück. Jetzt war Wiesn.
Für mich sind die nächsten zwei Wochen eigentlich nur ein bunt gemischter Haufen aus Erinnerungen. Was jetzt genau an welchem Tag passiert ist – um ehrlich zu sein, man verliert etwas den Überblick. Dreizehn Tage waren es. Ja, vielleicht ein bisschen viel. Aber der Motivationsspruch jeden Morgen war: „Es hilft ja alles nix.“
Und jetzt, jetzt ist das Spektakel vorbei. Da ich direkt an der Theresienwiese wohne, bekomme ich den Abbau live mit. Und jeder Holzbalken, der auf die Laster geladen wird, macht mich ein bisschen mehr traurig. Wenn ich einen Schluck von meinem Tee trinke, (ja, natürlich bin ich nach der Wiesn krank geworden), sage ich immer leise in mich hinein „Prost du Sack“ und meine Dirndl im Keller zu verstauen, habe ich bis jetzt noch nicht über’s Herz gebracht.
Eine Freundin sagte vor der diesjährigen Wiesn etwas zu mir, das mich fast zu Tränen gerührt hat. „Ich weiß genau, wie es auf der Wiesn riecht. Eine Mischung aus stickiger Luft, Bier, vielen Menschen, Hendl und Kasspatzn. Aber ich weiß auch genau, wie die nassen Dielen riechen und wie sich der erste Schritt in’s Zelt anhört, wenn der Absatz auf dem Holz klackt. Ich kann dir genau sagen, wie der erste Schluck Bier schmeckt, nachdem man sich von zu Hause in die volle U-Bahn gestellt hat und zum Zelt gehastet ist.“ Genau das ist es, das ist Wiesn. Für manche ist Wiesn auch das Betrinken bis zum Verlust der Muttersprache, für andere das Kaufen eines Plastikdirndls am Hauptbahnhof. Wieder andere tunken ihre Brezn in das Bier oder schütten es zusammen. Doch genau das ist es, was die Wiesn so besonders macht. Denn wenn die Band dann „Country Roads“ spielt, sind wir doch irgendwie alle gleich.
Bye Wiesn, bis zum nächsten Jahr!
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