Im digitalen Zeitalter ist es möglich zu daten, ohne dafür das Haus zu verlassen. Verschiedene Online-Dating-Plattformen bieten an, potenzielle Partner über das Internet kennenzulernen. Die Dating-App Tinder ist gerade bei jungen Leuten sehr beliebt. Um herauszufinden, wie oberflächlich die App wirklich ist, habe ich sie für 24 Stunden getestet. Nach dieser Zeit bleibe ich zurück mit einem Ekelgefühl und vielen Fragen über die neue Art und Weise, Frauen den Hof zu machen.
Immer öfter höre ich von Frauen in meinem Umfeld, dass es unmöglich ist, einen anständigen Mann zu finden. Okay, vielleicht habe ich etwas geflunkert, denn auch ich habe so meine Probleme mit dem passenden Deckel. Obwohl mir dieses Phänomen noch nicht ganz verständlich ist. In früheren Zeiten, in denen man noch ohne Handy und Internet datete, war die Auswahl um einiges begrenzter als heutzutage. Zur Auswahl stand, wer im Umkreis wohnte. Heute haben wir schon viel mehr Möglichkeiten. Wir können sogar daten, ohne das Haus zu verlassen. Da gibt es Parship, wo sich jede 11 Minuten ein Single verliebt. Ich meine, alle 11 Minunten! Bei Elitepartner findet man die mit Niveau. Und dann gibt es Tinder. Was sich da so findet, wollte ich herausfinden. Da ich selbst kurz zuvor eine Trennung durchmachen musste, dachte ich: „Ideal, zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich recherchiere etwas und vielleicht findet sich ja noch jemand.“ Recht schnell musste ich merken, dass ich damit vollkommen falsch lag. Ich fand alles, bloß keinen potenziellen Partner.
Ein Profil ist schnell erstellt, zwei bis drei Bilder auswählen, einen kleinen Text schreiben. Um eine möglichst hohe Trefferquote zu erzielen, bekam erstmal jeder Typ ein Like von mir. Nach circa 70 Likes, die ich vergeben hatte, stand mein Handy den ganzen Abend nicht mehr still, vibrierte ohne Unterbrechung. 70 % der Nachrichten bestanden jedoch aus einem einfachen „Hey“, „Hallo“ oder nur einem Smiley. Ich war es ihnen wohl nicht mal genug wert, einen ganzen Satz für mich zu formulieren. Wenn es dann doch ein Satz war, ging es meistens um mein Zungenpiercing und was ich damit so anstellen könne. Weitere 10 Nachrichten beinhalteten nur die Frage, ob ich denn für „Netflix and Chill“ zur Verfügung stehen würde. Und dann gab es noch die, die mich Dinge fragten, wie ob ich Spaß mit ihrem Großen möchte, dass wir nach 5 mal Sex am Tag dann auch heiraten könnten, ob ich Interesse hätte an einem wöchentlichen Treffen, das rein auf körperlicher Basis verlaufen würde. Viele reagierten sogar genervt, als sie keine Antwort von mir erhielten. Das war wohl der männliche Stolz, den ich verletzte. Andere konnten nicht mal meinen Namen richtig von meinem Profil abschreiben. Wirklich tragisch. Zusammenfassend bekam ich von rund 70 Matches 68 Nachrichten, davon ganze zwei (!), die mir eine normale, sogar leicht kreative Frage stellten und ein kurzes Gespräch entstand. Jedoch war ich von allem anderen so schockiert und angewidert, dass ich die App einfach löschte. Meinen Traumprinzen hatte ich also nicht gefunden. Schade eigentlich.
Beim Auswerten der Nachrichten ertappte ich mich ganze fünf Minuten dabei, mir selbst die Schuld zu geben für diese dreisten Anfragen, die ich erhielt. In meinem Profil stand, ich mag Netflix, ist das nicht eh schon eine Einladung direkt auf meine Couch? Auf einem Bild trug ich ein Kleid mit leichtem Ausschnitt, das Piercing war zu sehen. Klar, blöd von mir. Aber recht schnell begriff ich, dass das absoluter Schwachsinn ist. Egal wie ich mich präsentiere, ich gebe niemals damit wildfremden Männern die Erlaubnis, mich wie einen Gegenstand zu behandeln, mit dem man spielen kann. Außer, ich schreibe genau das in mein Profil. Nach meinem 24 Stunden-Erlebnis auf Tinder bin ich immer noch angewidert davon, dass es Apps gibt, auf denen sich Leute für Sex verabreden, oder zumindest versuchen, sich für Sex zu verabreden. Ich verurteile niemanden, der das möchte. Doch bitte nur dann, wenn beide dazu einwilligen. Solange ich, oder jede andere Frau, nicht ausdrücklich sagt, sie möchte (nur) Sex, sollte der Mann Angaben über sein bestes Stück für sich behalten. Ich wünsche mich zurück in die Zeit ohne Tinder. Apps wie diese machen einen Ort aus unserer Gesellschaft, in der es als Frau nicht angenehm ist, zu leben. Und erst recht nicht, zu daten. Obwohl es von Feminismus-Bewegungen nur so wimmelt, scheint beim einfachen Daten die Regelung der Selbstbestimmung und fairen Behandlung der Frau noch nicht angekommen zu sein. Ob dies überhaupt jemals meine Tinder-Matches erreichen wird? Ich wage es stark zu bezweifeln.
What about texting guys first with something like ‘hey, you wanna see my big vag***?’ – everyone would be disgusted and think ‘that lady is a bitch’. Since online dating is avaiable it’s way easier to meet people but also not to be happy with someone you could probably date. Because it’s just too easy to open your phone again and see more profiles of happy and perfect people- every likes surfing, is sporty, likes cooking and is nice to kids. i feel you. maybe i should quit this online dating bullshit.
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Ja, das Internet holt wie immer nicht nur die allerbesten Seiten der Menschen hervor. Ich blockier solche Typen dann immer gleich. Dafür brauchts kein DickPic, aber eben anzügliche Suggestierung, oder plumpe “Fragen”. In jedem Fall hast du aber richtig erkannt: du “provozierst” sowas nicht durch ein Bild auf dem du kein Nonnen-Kostüm trägst. Genausowenig wie du es “herausforderst”, dass man dir im realen Leben ungefragt auf den Arsch haut.
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