Corona, Corona. Ich werde dieses Bier nie wieder trinken können, ohne an diese Zeit zu denken. Aber da geht es sicherlich allen so. Vor ein paar Wochen noch, haben wir geschmunzelt. „Ja, eine Grippe, jetzt stellt euch doch nicht so an.“ Aber mit jedem Tag stiegen die Zahlen der Infizierten und auch der Toten. Dass die Situation ernst ist, wurde allen klar. Wobei – irgendwie nicht allen. Vor einer Woche sprach Ministerpräsident Söder für Bayern einige Regeln aus, eine Ausgangssperre gab es jedoch vorerst nicht. Denn die Politik vertraute hierbei wohl auf den schlauen Menschenverstand – weit gefehlt. Freunde fuhren zusammen in den Park, an der Isar oder dem Eisbach wurden „Corona-Partys“ veranstaltet und die Cafés waren voll. Klar, war ja auch schönes Wetter. Am Donnerstag Abend appelliert der Ministerpräsident dann erneut. Wenn wir es nicht endlich verstehen, werden wir es verstehen müssen. Seit heute Nacht, 0 Uhr ist es jetzt offiziell. Wir dürfen nur noch in besonderen Fällen raus. Danke. Und ich meine das wirklich ernst, denn anscheinend müssen wir Menschen eingesperrt werden, um unserer Gesellschaft zu helfen.
Ich hatte ja schon immer dieses Gefühl, dass ein Mensch einem anderen, vor allem einem Fremden, meist nur dann hilft, wenn er selbst einen Vorteil daraus zieht. Doch meine Hoffnung war, dass wir in einer derartigen Situation zusammenhalten. Pustekuchen. Ich liebe meine Stadt, München ist meine Heimat. Aber wie sich ihre Einwohner die letzte Woche verhalten haben – ich bin froh, dass ich nicht das Haus verlasse. Denn ich schäme mich. Ich schäme mich am meisten für meine Generation, die es nicht für nötig sieht, anderen Menschen zu helfen (indem sie auf der Couch Netflix schauen und Chips essen, wohlgemerkt) und anstatt dessen Partys schmeißen – aber hey, danach Opa besuchen nicht vergessen! Doch eigentlich schäme ich mich für alle. Für die, die im Supermarkt alles leer kaufen. Für die, die Polizisten, Medizinern und Politikern ihre Arbeit schwer machen. Für die, die andere Leute auf der Straße anhusten und anspucken. Ich schäme mich für diese Gesellschaft.
Sehen wir das Ganze doch mal als eine Art soziales Experiment. Wir haben schon am Anfang so kläglich versagt, wie man nur versagen kann. Denn wir schaffen es nicht aus eigener Kraft, etwas Gutes zu tun. Man muss uns dazu zwingen. An dieser Krankheit hängen nicht nur Leben, sondern auch Existenzen, Familien, Berufe, Häuser, eigentlich ein ganzes Land, wenn nicht sogar die ganze Welt… Ob all diese Menschen nun, da sie das Haus nicht mehr verlassen dürfen, endlich verstehen, worum es hier geht, ist fraglich. Und auch jetzt werden sie sicherlich einen Weg finden, sich zu treffen und all die Mühen, die unser Land sich gerade macht, zunichte machen. Und wenn es für Menschen schon zu viel verlangt ist, ihre Ärsche auf dem Sofa platt zu sitzen, dann sehe ich für die Bekämpfung des Klimawandels wirklich schwarz. Aber nach den letzten Wochen stellt sich mir sowieso die Frage, ob unsere Spezies wirklich das Privileg für ein ewiges Weiterleben verdient hat. #staythefuckingfuckhome
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