Be nice, girl. Don’t be anything else.

Immer wieder bekomme ich als Frau gesagt, wie ich zu sein habe. Nicht mal aktiv. Oftmals passiert das ganz unterschwellig. Und oft passiert es in meinem engsten Kreis. Meine Freunde, die mich ermahnen, nicht direkt so emotional zu reagieren. Meine Eltern, die mich darauf hinweisen, dass ich mich zu sehr persönlich damit beschäftige. Ein Kerl, der mir sagt, ich übertreibe. Doch wer setzt für mich die Grenze? Wer setzt für uns Frauen an sich die Grenze? Wir Frauen sollen nett sein. Wir sollen uns bei Dates am Anfang verstellen, unsere Gedanken und Emotionen zurückhalten, damit wir gemocht werden. Besser cool und gleichgültig wirken. Wir sollen unsere Meinung im Zaum halten, denn wir reagieren sowieso nur emotional und nicht rational. Wir sollen nicht laut sein. Eher leise. Aber nicht zu leise. Denn wenn wir gar nichts sagen, sind wir schüchtern. Wenn wir zu viel sagen, sind wir aber eine viel zu übertriebene Feministin. Wir sollen einen Seitensprung hinnehmen, denn es war ja kein Sex. Wir sollen nicht zu interessiert sein. Denn vieles geht uns nichts an. Doch sollen wir auch nicht zu desinteressiert sein. Dann sind wir egoistisch. Wir sollen unseren Mund halten, wenn uns etwas stört und einfach so tun, als wäre nichts. Und das überall.

Auf der Arbeit, im Privatleben, in der Gesellschaft. Missstände sollen wir hinnehmen. Denn sie gehören nun mal zum Leben dazu. Und wer wären wir zu denken, dass wir etwas ändern könnten? Und wer zur absoluten Hölle sind wir, dass wir unseren eigenen Meinungen, unseren Gefühlen, unseren Gedanken und Emotionen einen Raum geben wollen?! Wenn wir wütend werden, sind wir ungezügelte Psychos. Denn niemand sieht die Wut, die Angst und die Verletzlichkeit, die wir viel zu lange Zeit mit uns herumtragen. Denn – wir sollen ja schweigen. Wir sollen niemandem auf den Nerv gehen mit unseren kleinen Wehwehchen. Es gibt doch schlimmere Probleme. Es gibt große Probleme. Unsere Probleme haben keinen Platz. Denn eins müssen wir allemal sein: Stark! “Lass dich doch nicht unterkriegen!”

Wir dürfen nicht zugeben, dass wir auch mal schwach sind. Dass wir nicht mehr können. Dass unser Konstrukt am Zusammenfallen ist. Denn eine schwache Frau, phu. Die hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Denn wenn Frauen aufsteigen und es zu etwas bringen wollen, müssen sie immer und überall stark sein. Wir müssen uns anpassen. Doch an was? Das Patriachart? Wo Gefühle sowieso kein Platz haben? Und wenn man da aussteigen will? Wenn man stolz darauf ist, nicht abgebrüht und kalt zu sein? Wenn man sich über seine Fähigkeit, zu Fühlen freut? Hat das dann einen Platz? Oder müssen wir, um wirklich in die Gesellschaft zu passen, diese Fähigkeit in uns einschließen? Und dürfen wir nicht einfach mal nur traurig sein? Dürfen wir nicht überfordert sein, hilflos, am Verzweifeln? Ich finde ja, wir dürfen das. Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen. Und Emotionen sind eine wunderbare Seltenheit geworden, die man schützen sollte. Männern sind fortschrittlich, wenn sie ihre Gefühle zeigen und sie aussprechen. Wir Frauen können das seit langem. Und wir sollten nicht damit aufhören müssen. Für niemanden.

2 thoughts on “Be nice, girl. Don’t be anything else.

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  1. Ich merke immer mehr und mehr, wie mir die Leute gut tuen, die meine “Gefühlsachterbahn” mitleben und mich für den Menschen wertschätzen, der ich bin. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und manche Leute zeigen sich eher sensibel, manche flippen schneller aus und manche sind super euphorisch. Ich bin irgendwie alles in einem und lerne erst langsam, dass ich mich nicht ändern muss. Vor ein paar Tagen habe ich eine Ermahnung von meinem Chef bekommen, dass ich eher darüber nachdenken soll was ich sage, bevor ich es sage. Zuerst habe ich mich dafür geschämt. Und jetzt denke ich mir nur: immerhin hat man mit mir jemanden, der ehrlich heraus sagt, was er denkt! Ich freue mich übrigens jedes mal darüber, wenn in meinem E-Mail Postfach ein neuer Blogartikel von dir steht!

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    1. ❤️ ich finde auch, dass wir endlich zulassen sollten, wer wir sind. Und uns dafür auch nicht schämen. Ehrlichkeit und Gefühle sollten uns nicht einschränken, sondern voranbringen!

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